Ich hätte gern ein Paar Giraffenohren!

Unterwegs mit gewaltfreier Kommunikation – von Ysabelle Wolfe

Dankbarkeit 16.12.2017

Hallo, Welt!
Ein Tag, der es in sich hatte, liegt hinter mir. Bis auf einen Mittagsschlaf war ich wieder auf den Beinen, aber ich merke schon, dass das noch recht wackelig ist. Weil ich wusste, dass ich einen langen Abendtermin hatte, habe ich mir mittags viel Zeit mit Fontane genommen. Er hat nun auch noch seinen letzten Ball verspielt und ohne vorheriges Kommando einen unsichtbar versteckten Futterbeutel gefunden. Nach über einer Stunde auf der Docke zog es mich dann Richtung Bett. Wie so oft begleitete er mich ohne Leine Richtung Deichtor. Und dann …
… sah ich links von mir zwei Menschen und einen kleinen Hund, Format Jack Russell. Fontane löste sich von mir und lief rüber zu den Leuten. Ich kriege die Reihenfolge nicht mehr sortiert, ich glaube, deren Hund war erst frei und wurde dann angeleint und dann noch mal wieder freigemacht, um wieder angeleint zu werden. Das würde ich aber so nicht beschwören.
Die Leute riefen mir zu, „ist das ein Rüde?“, und als ich bejahte, sagten sie, „oh, unsere Hündin wird demnächst läufig.“ Ich ging weiter durch das Gatter den geteerten Weg zur Deichkrone hoch und rief den Leuten sinngemäß zu, „der Hund ist sehr auf mich fixiert, wenn er sieht, dass ich weggehe, kommt er nach.“ Mir war total klar, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, Fontane jagen zu wollen. Das hätte er nur für ein tolles neues Spiel gehalten.
Als ich immer noch rufend über die Deichkrone verschwand, Leckerli in der Hand für den Rückkehrer, kam Fontane tatsächlich angeschossen, aber bevor ich ihn auch nur greifen konnte, hatte er sich das Leckerli geschnappt und rannte den Weg zurück zu dem Hundemädchen. Dann hörte ich die Leute unten rufen/schreien, und dachte, da gehste besser mal schnell hin. Schon auf 50 Meter Entfernung wurde ich lautstark „angefeuert“, mich schneller zu bewegen. Ich möchte dazu sagen, es gab für keinen der Beteiligten zu keinem Zeitpunkt eine echte Gefahr. Weder hatte Fontane versucht, jemanden zu beißen noch war er aufgeritten, zumal die Leute die kleine Hündin zwischendurch immer auf den Arm nahmen. Da tobte ein junger Hund begeistert um eine Hündin herum, die „demnächst“ läufig werden würde.
Die Beschimpfungen des Mannes wurden heftiger und in seiner Wut versuchte er ständig, Fontane zu treten. Als wir nur noch etwa fünf Meter voneinander entfernt waren, gelang es mir mit ruhiger Stimme zu sagen: „Ich möchte Sie bitten, nicht mehr nach dem Hund zu treten. Mir ist klar, dass Sie in Sorge um Ihre Hündin sind, aber bitte treten Sie nicht mehr nach meinem Hund.“ Den folgende Wortschwall mit einem Mix aus „asozial“ „unverantwortlich“ und ähnlichen Attributen konnte ich besser ertragen als seine Versuche, mit Fontane zu kicken. Zum Glück war der Hund viel schneller als der Mann.
Es gelang der Frau und mir, die kleine Hündin als „Lockmittel“ zu benutzen, Fontane heranzulotsen und ihm die Leine anzulegen. Dann trennten sich unsere Wege. Der Mann schimpfte nach wie vor in meine Richtung. Ich rief ihm zu (völlig überflüssig, ich weiß!), „Der Hund geht in die Hundeschule, aber er ist noch zu kein, um das zu können. Er ist erst anderthalb!“. Ich erinnere noch zwei Sätze von der Frau, „kannst du jetzt mal aufhören“ und „können wir jetzt mal in Ruhe weiter gehen“. Fontane war von allem total unbeeindruckt, aber ich war so fertig, dass ich anschließend erst mal meinem Hunde-Coach Marion in den Telefonhörer weinen musste.
Wofür bin ich dankbar? Dass ich auch in dieser für mich wirklich belastenden und beängstigenden Situation in der Lage war, den Mann empathisch anzusprechen und seine Besorgnis um die eigene Hündin zu sehen, die ihn dazu brachte, sich so zu verhalten. Ich habe mich wirklich durchgängig in „der Haltung“ wahrgenommen, trotz meiner Not.

Zum Zweiten möchte ich den Beistand feiern, den ich durch Marion hatte. Zumindest konnte sie meine Aufregung und meine Besorgnis nachvollziehen, auch wenn Schimpfen auf einen der Protagonisten nicht mehr das ist, was MICH wirklich ent-lastet. Aber es ist wunderbar, jemanden anrufen zu dürfen und für das eigene Verhalten Wohlwollen zu finden. Ein „was lässt du ihn auch ohne Leine laufen“ hätte die Situation nicht besser gemacht. Wir sind jetzt zum Rückruf-Training verabredet.

Achtung, Vegetarier und Veganer, wegsehen!
Nach diesem Stress bin ich ins Bett gekippt und habe mir einen Wecker gestellt, denn abends stand noch eine Veranstaltung bevor. Meine langjährigen Tageseltern hatten zur Feier ihrer Goldenen Hochzeit eingeladen. Die Tische bogen sich auf norddeutsche Art. Hochzeitssuppe, viererlei Fleisch, Rotkohl, Roenkohl, frischer Blumenkohl mit brauner Butter, Erbsen- und Wurzelgemüse, Kartoffeln, Kroketten, braune Sauce, und hinterher noch Eis mit heißen Kirschen.

Es war tatsächlich eine Veranstaltung „in Familie“, zwei Töchter und Ehemänner, vier Enkel zwischen 17 und 24 mit ihren jeweiligen PartnerInnen und einige wenige alte Freunde. Und dazwischen: Mein Sohn, seine Frau und ich. Da war er auf einmal (wieder) genau so Kind wie vor 30 Jahren. Zwischendurch realisierte er, dass eine seiner Ziehschwestern demnächst Silberhochzeit feiern würde. „Jetzt fühle ich mich alt!“, meinte er entsetzt.

Einer der Schwiegersöhne unterhielt mich den ganzen Abend. Wir hatten uns annähernd 20 Jahre nicht gesehen. Erstaunlich, wie jemand den ganzen Abend erzählen kann, ohne einmal wirklich in Kontakt mit dem Gegenüber zu gehen. Nicht dass ich mich gelangweilt hätte. Aber auf Dauer finde ich Aussagen zu Autos, Hundeerziehung, Fahrleistungen und ähnliches doch ziemlich unverbindlich. Das mag seinen Sinn haben, ich hätte tatsächlich gern mehr von meinem Gegenüber erfahren. Kurze Blitzer gab es, aber vielleicht war auch die Situation am Tisch nicht allerbestens geeignet, um tiefer zu gehen …

Ich bin heute dankbar für dieses mühelose Anknüpfen an Familienbande. Wir gehörten wirklich dazu, und das fühlte sich wunderbar an. In einer Zeit, in der sich meine eigene Familie mehr und mehr dezimiert, habe ich dieses Eintauchen in drei intakte Ehen, vier „gelungene“ Kinder und das freundliche herzliche Miteinander inklusive schiefem Ständchen und Ehrentanz für das Jubelpaar zutiefst genossen.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 15.12.2017

Hallo, Welt!
Es gibt Momente, da fällt es mir so sauschwer, dankbar zu sein. Gerade läuft in der Außenwelt mal wieder so viel schief und am liebsten würde ich mich auf den Boden schmeißen und mit den Fäusten trommeln. Schuld sind natürlich immer die anderen und ich kann ja gar nichts dafür … Leider bin ich noch immer so schlapp und erschöpft, dass die Kraft nicht reicht, um auf den Boden zu trommeln. Doof, nicht mal das klappt.

Person A erledigt einen Auftrag, das Ergebnis gefällt mir nicht. Ich kontaktiere A mit der Bitte um ein Videogespräch. Als Antwort kriege ich den geplanten Tagesablauf von A mit der Option, JETZT ein Autotelefonat zu führen. Das passt für mich nicht, da ich die Ablenkung durch das Autofahren bzw. die Verkehrsgefährdung durch die Ablenkung durchs Telefonieren nicht will. Ich melde also zurück: Ich schlaf dann erst mal. Es kommt keine weitere Kontaktaufnahme, keine Rückkehr zum Thema, nix. Ich frage also nach und erhalte die Info, Person A ist auf der Autobahn auf dem Weg nach Takatukaland, wo weder ein geeigneter Rechner noch das passende Programm zur Verfügung steht, um das angesprochene Problem zu lösen. Arrrgggggghhhhh …. Unerfüllte Bedürfnisse: Respekt, Wertschätzung, Verbindung, Sicherheit, Gesehen werden, so was wie Vertragstreue. Mist, steht wieder in keiner GFK-Liste. Also: Sicherheit, mich auf den anderen verlassen können.

Person B erledigt eine klar umrissene Aufgabe. Schicke Produkt XXXX an Kunden &$. Gestern abend ruft mich der Kunde an. Das Produkt besteht aus vier Teilen, der hat nur zwei bekommen.

Noch Fragen? Unerfüllte Bedürfnisse: Sicherheit, Vertrauen.

Eine Bestellung kommt rein. Ein Kunde möchte drei mal das gleiche Produkt. Da fällt Person F auf, nanu, das Produkt ist ja gar nicht mehr da! Zitat:

Ich hab sehenden Auges den Schwund zugelassen, ist mir durchgerutscht, ?dachte immer, das wär so selten..

Ich kann die Liste der Pannen und Missglücke fortsetzen, das bringt nur keinem was. In hierarchischen Systemen, zum Beispiel in meiner Ursprungsfamilie, wäre ich als „Täterin“ jetzt einfach zusammengebrüllt worden, je nach Schwere des Vergehens auch verprügelt. Das war ja in den 50ern und 60ern durchaus üblich und ist ja bis heute nicht ganz aus der Mode gekommen. Im Berufsleben durften wir antreten und uns beim Chef einen Anschiss abholen. Mir dämmert gerade, welche Gefühle dabei in Chef oder Mutter lebendig waren: Ohnmacht und Hilflosigkeit, je nach Situation vielleicht auch noch Angst und Trauer. Das entspricht in etwa dem Gefühlscocktail, mit dem ich gerade unterwegs bin. Und es gibt diesen Impuls, anderen die Schuld zu geben. Du, Du, Du, Du …

Wie kann es sein, dass dieses Schuld-Dingsbums so verdammt tief in uns verankert ist? Dass die erste innere Reaktion auf diese unerwünschten Gefühle immer wieder der Zeigefinger auf den anderen ist … DER war’s! Mein Kollege Matthias Albers bezieht sich dabei gern auf Schamkultur und Schuldkultur:

Die Begriffe Schamkultur und Schuldkultur bezeichnen einander gegenübergestellte Konzepte, die Kulturen danach unterscheiden, ob diese sich eher äußerer (Scham) oder innerer (Schuld) Instanzen für den Umgang mit Fehlverhalten zur Konfliktregulierung bedienen. (Der Erfinderin) Ruth Benedict zufolge beruhen „Schamkulturen“ auf einer äußeren Instanz, welche Fehlverhalten sanktioniere. Schamgefühle entstünden als Reaktion auf Kritik oder Bloßstellung von außen. In einer „Schuldkultur“ sei dagegen diese Autorität verinnerlicht. Schuldgefühle entstehen im Selbst, welches sich in eine schuldige und eine beschuldigende Instanz aufspalte.

Diese Theorie soll umstritten sein, wieso, benennt der Wiki-Artikel nicht.
Also: Wir hier im Westen haben das Konzept von Schuld internalisiert.

Im „westlichen“ Denken schließe im Falle des Verstoßes gegen ein gültiges moralisches Gebot ein Schuld-Diskurs an. Im Falle des Verstoßes gegen ein gültiges moralisches Gebot oder gegen geltendes Recht werde eine Schuld der handelnden Person konstatiert, wenn sie das Gebot oder Gesetz kannte oder hätte kennen müssen und wenn es in ihrer Macht lag, das Gebot oder Gesetz zu befolgen. Der Schuldvorwurf gelte in moralischen und rechtlichen Kontexten als eine wesentliche Voraussetzung für die Zuschreibung von Verantwortung sowie für eine Bewertung des Handelns zum Beispiel durch Lob, Tadel, Belohnung oder Strafe.

Zurück zur Ausgangsfrage: Wofür bin ich dankbar?
Ich bin dankbar, dass ich mich heute anderen Menschen gegenüber nicht mehr in einen brüllenden Godzilla

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verwandeln muss sondern dass ich immer häufiger die Wahl habe, wie ich mich verhalten möchte. Ich kann Sachen ansprechen, die schief gelaufen sind, ohne auszurasten oder mich klein zu machen (Rebellion oder Unterwerfung). Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 14.12.2017

Hallo, Welt!
Sorry, ich bin krank, daher nicht so richtig dankbar. Den zweiten Tag ernähre mich mich jetzt von Hühnersuppe und habe alle Termine bis Samstagabend abgesagt. Zwischendurch geht es ganz gut, aber 20 Minuten Hundespaziergang reichen, um mich mit weichen Knien nach Hause taumeln zu lassen. Vom vielen Husten schmerzt das Zwerchfell und die Ohren piepen. Ich verkneife mir die Frage, womit ich das verdient habe.
Ist jemand unter Euch, der Fliederbeersaft richig gern mag? Ich kriege ihn runter, aber lecker geht anders. Dann schon lieber heißes Bier mit Zucker, ein altes Musikerrezept. Aber ich hab kein Bier im Haus und werde damit nach 12 Jahren auch nicht wieder anfangen. Irgendwie muss diese fiese Erkältung auch so weggehen.

Dankbar bin ich für meine Hausapotheke, die immer was für Erste Hilfe in solchen Fällen hergibt. Nasentropfen, Lutschtabletten geben Halsschmerzen und Brausetabletten-Schleimlöser. In den Tiefen der Arzneikiste schlummert mein Wundermittel: Paracetamol mit Codein. Ich glaube nicht, dass das heute noch frei verkäuflich wäre. Als Verfallsdatum ist auf der Flasche 2001 angegeben, aber was soll schon passieren mit trocken gelagertem Paracetamol? In manchen Sachen bin ich ja hart im Nehmen. Das gilt auch bei Eiern, die schon ziemlich lange im Kühlschrank lagern, oder Jogurt. Solange das Zeug nicht seltsam riecht oder seine Konsistenz verändert hat, esse ich es. Meist. Jedenfalls, wenn es mir so klöterig geht wie im Moment. Dann feiere ich meine Schätze und freue mich, nicht noch in die Apotheke wanken zu müssen. Vor allem am Wochenende und nachts!

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 12.12.2017

Hallo, Welt!
Neben mir liegt ein gelbes Briefchen. Innen liegend ein sehr unscharfes Foto und ein paar nette Zeilen. Eine Teilnehmerin eines Workshops im August bedankt sich für den Tag und die Dinge, die sie gelernt hat. Wow! Das wärmt mein Herz.

Leider liegt noch ein zweiter Brief auf meinem Schreibtisch. Ein ebenfalls ziemlich schlechtes Bild von mir ist darauf abgedruckt und mir wird mitgeteilt, ich sei statt der erlaubten 50 km/h 56 km/h gefahren. Man bietet mir 15 Euro Verwarngeld an. Da komme ich ja noch glimpflich davon. Und dafür kann man doch auch dankbar sein.
Vor einer Stunde erreichte mich die Nachricht einer Freundin – aus dem Krankenhaus:

Autounfall. Totalschaden. Nicht schuld. Untersuchungen laufen. Muss da bleiben.

Schon erstaunlich, für was man alles dankbar sein kann … zunächst mal bin ich dankbar, dass sie bei Bewusstsein ist und offenbar noch schreiben kann. Dann muss ich lächeln, dass auch hier die Schuldfrage anscheinend eine wichtige Rolle spielt. Und dann bin ich gerührt, dass sie mich noch am gleichen Tag informiert. Danke, liebe Freundin, und gute Genesung! Mögest Du bald wieder auf eigenen Beinen das Krankenhaus verlassen können!

Als ich gerade den Hund um die Grünanlage zerrte, schleuderten mir ein paar Autos entgegen und ich war froh, dass ich es nur ein paar hundert Meter zu Fuß nach Hause hatte. Hier funktioniert die Heizung, der Kühlschrank ist gut gefüllt und mein Bett wartet auf mich. Hoffentlich schlägt der Hustensaft aus Thymian Extrakt an, damit ich nicht noch eine Nacht mit dem Hund um die Wette belle …

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 10.12.2017

Hallo, Welt!
Ich bin durch! Jedenfalls glaube ich das. Vorhin habe ich noch eine Auflistung meiner Privatfahrten in 2016 an den Steuerberater geschickt, diesen netten Menschen, der immer so beruhigend sagt, „kriegen wir hin“. Damit sollten alle, alle Unterlagen zusammen sein. Der ganze Budenzauber bzgl. Vorsteuer ist natürlich schon längst fertig, nur meine private Steuererklärung lag ein halbes Jahr brach. Aber jetzt ist das Ende in Reichweite, und wenn mich nicht alles täuscht, kann ich mit einer Nachzahlung rechnen. Aber selbst wenn es „zu Null“ ausgeht, bin ich einfach nur froh, wenn der Kram final vom Tisch ist. Und ich bin dankbar für alle Unterstützung, die ich dazu bekommen habe, zum Beispiel von früheren Arbeitgebern, der Agentur für Arbeit, meiner Schwiegertochter und eben besagtem Steuerfuchs.

Heute habe ich eine Sache erfahren, die für andere Leute gerade weniger als wunderbar ist. Jemand berichtete davon, dass er sich vor einer bestimmten Situation „fürchtet“, weil die Gegenseite einen Auftritt hat, dass sich die Person plötzlich wieder wie ein hilfloses Kind fühlt. Ich kenne so was auch. Manche Menschen können so etwas auslösen. Diesmal war es für mich ganz leicht, alternative Strategien vorzuschlagen und Anregungen zu geben. Ich glaube, dass ich an dieser einen Stelle das Konzept von Bedürfnis ./. Strategie gut verinnerlicht habe, und das freut mich gerade.

Seit zwei Tagen schleicht sich eine fiese Erkältung an. Morgens kriege ich keine Luft, mein Husten hört sich an, als hätte ich zu viel geraucht, und mir ist ständig kalt. Da bin ich einfach nur dankbar, dass ich die nächsten Tage keine aushäusigen Termine habe. Ich nehme mir fest vor, mich zu schonen. Mal sehen, wie weit ich damit komme. Heute Abend habe ich sogar eine Liebesschnulze im ZDF gesehen. Wenn das keine Schonung ist … Hm. Andere Strategien wären mir lieber. Habt Ihr Vorschläge?

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 9.12.2017

Hallo, Welt!
Ich kann mich kaum noch bewegen, so vollgefressen bin ich gerade. Den Tag über habe ich mich mit zwei belegten Brötchen über Wasser gehalten. Heute Abend war die Weihnachtsfeier der Hundeschule mit Spanferkel-Essen. Ein deutlicher Rückfall in die Fleischeslust. Und total lecker!
Als ich gestern Abend mit dem Hund vom Trailen zurück kam, war ich einfach zu kaputt, um noch etwas Sinnvolles zu machen und bin stattdessen leidlich früh ins Bett gegangen. Auf der Hunderunde heute Morgen dachte ich, vielleicht ist heute mal der Tag zum Nichtstun. Um 12.40 Uhr habe ich mich dann mit Gewalt vom Rechner weggerissen, weil einfach noch so viel zu tun war und so wenig geschafft …

Aktuell haben wir einen Haufen Fehler im Shop und ich bin immer wieder voller Dankbarkeit, wie gnädig und geduldig die Kunden mit uns umgehen, auch wenn wir richtig Mist gebaut haben.

Heute am späten Nachmittag hatte ich einen sehr netten Austausch mit einem Kunden, der gern gestrickte Fingerpuppen gekauft hätte, aber wir kriegen die schon seit einem Jahr nicht an den Laden. Trotzdem blieb alles freundlich und wohlwollend. Total schön!

Dankbar bin ich auch meiner Freundin Marion, die mir gerade auf dem Rückweg von der Weihnachtsfeier noch einen vielversprechenden Tipp gegeben hat, wie ich Fontane einen Zirkustrick beibringen kann. Das mit dem Rückruf klappt ja leider nicht so gut, wie es mir lieb wäre. Da fehlen wohl noch ein paar Trainingseinheiten.

Ich bin der Verkäuferin in der Bäckerei (eine von den Jungen) total dankbar, dass sie mir heute zwei Kürbiskernbrötchen in die Tüte gepackt hat. Schokobrötchen gab es nicht, und da hat sie selbstständig die zweitliebsten in die Tüte getan. Erfüllte Bedürfnisse: Gesehen werden und Wertschätzung.

Ach … und eine Mail aus Mexiko erfüllte mir die Bedürfnisse nach Wertschätzung, Beteiligung, Feiern und Gemeinschaft. Meine Kollegin Sylvie ist gerade in Südamerika bei einem IIT und hat wie immer ein Magic Field Foto: Wolfgang Lenhardt(auf spanisch) im Gepäck. Die Locals sind so begeistert, dass sie unbedingt welche bestellen wollen, und jetzt eröffnen wir eine Produktion in Mexiko 😉

Ich bin dankbar für alle Zeichen der Freundschaft und dankbar, dass ich es warm habe. In einem Mietshaus in einem anderen Stadtteil ist die Heizung und damit auch für viele Mieter die Warmwasserversorgung ausgefallen, die Menschen versuchen sich mit Heizlüftern zu behelfen …

Ich bin auch dankbar, dass wir es im Laden bald (wieder) warm haben, denn Peter hat ja Donnerstag den Heizkörper angeschraubt. Jetzt fehlt nur noch das Themorstat. Aber das kriegen wir auch noch hin.

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 7. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Heute bin ich zu erschöpft für einen längeren Bericht. Aber meine Dankbarkeit möchte ich trotzdem benennen.

Mein Freund Peter ist heute ins Büro gekommen und hat dort zum einen die neue Heizung angebracht. Mal sehen, ob wir es jetzt ein bisschen wärmer kriegen. Zum zweiten hat er zähneknirschend ein kleines Schuhregal zusammengebaut, das ich bei Amazon erlegt habe. Made in China, der Schreinermeister war höchst unzufrieden mit der Qualität. Aber jetzt steht es unten im Flur und ich kann mich hinsetzen, wenn ich mir die Schuhe anziehen will.

Aus dem Auto und ins Haus ist dieses 17 kg schwere Möbel gekommen, weil mein Nachbar von Gegenüber gerade mit zwei Kollegen einen Haufen Zeugs aus dem Auto geladen hat. Und ich habe kurzerhand gefragt, ob mir jemand tragen hilft. Schwups, stand das Regal im Flur.

Als ich dann in die Küche kam, wurde ich angestrahlt. Mein guter Engel war heute da und hat das Haus weihnachtlich geschmückt. Was für eine Freude! Erfüllte Bedürfnisse: Gesehen werden, Wertschätzung, Verbindung und Liebe. Ich habe mich so sehr gefreut! Jetzt werfe ich noch schnell ein bisschen Abendbrot ein und zerre dann den Hund kurz durch die Grünanlage, dann falle ich ins Bett.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 6.12.2017

Hallo, Welt!
Es scheint sich herumgesprochen zu haben, dass ich handgeschriebene Post liebe. Heute fischte ich einen Dankeschön-Brief aus dem Kasten, der mich aufrichtig berührt hat. Eine Kollegin, drückte ihre Freude aus über eine Anregung, die sie durch mich erfahren hat. Total überraschend! Aber schön!
Dann ist heute mein erstes Kinderbuch aus der Druckerei gekommen. Ich bin ja ein großer Fan davon, Probedrucke zu machen, da sieht man am besten, was noch nicht rund läuft. Da ist also noch einiges zu tun, aber ich hoffe, dass es rechtzeitig zu Weihnachten fertig ist.
Es handelt sich um eine kleine Geschichte von Wolf und Giraffe. Geschrieben habe ich sie schon 2014, und bei der Erinnerung freue ich mich darüber, dass meine Mutter sie noch gelesen hat. Nun hat es so lange gedauert, bis sie illustriert wurde … Das Ergebnis finde ich ganz zauberhaft und ich freue mich schon, sie meiner Enkeltochter vorzulesen.

Heute ist Nikolaus. Verschiedene Leute haben Fotos über Whatsapp geschickt, was der alte Mann bei ihnen hinterlassen hat. Ich war ein bisschen traurig, denn bei mir war kein Nikolaus. Mit Schokolade hätte er mich auch nicht glücklich gemacht, aber Nüsse und Mandeln hätte ich schon genommen. Da erreichte mich ein kleines Video aus dem Lager: Ein guter Engel hat da Geschenke deponiert … und auch eins für mich!

Zu guter Letzt danke ich meinem Steuerfachmann, der mich seit 2012 durch die Untiefen des deutschen Finanzwesens lotst. Seit längerem bedenkt er mich mit Listen, was er für die Einkommenssteuer 2016 noch braucht. Es ist kompliziert, weil da mein Wechsel von Angestellt zu Selbstständig kam und noch dazu eine kleine Vergütung für meine Arbeit als Testamentsvollstreckerin. Heute Abend hatte ich ihm lang zurückgeschrieben und von meinen Bemühungen berichtet, die fehlenden Unterlagen zusammenzukriegen. Um 20:27 Uhr antwortete er mir:

Das hört sich doch schon mal gut an… Und die letzten Unterlagen bekommen wir auch noch zusammen bzw. finden andere Lösungen.

Ich bin morgen bis ca. 12 Uhr im Büro danach leider auf Seminar. Also wenn sie morgen früh vorbei kommen sollte es passen.

Wie wunderbar! Kein Gemecker, kein Unmut, sondern eine so freundliche Nachricht, die mir Mut macht. Da läuft mein Herz vor Dankbarkeit über.

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 5. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Der Blick auf den Tag verändert sich im Dankbarkeitsmonat. Ständig prüfe ich, was denn geeignet wäre, um es hier zu feiern. Heute sind es ein halbes Dutzend kleiner Erlebnisse.
Der Drucker-Techniker war da. Wie schon mal vor fünf Wochen. Damals hat er den Riemen ersetzt, der den Kopierschlitten hin- und her zieht, aber schon zehn Tage später war er wieder kaputt. Und diesmal dauerte es drei Wochen, bis er den Weg hier raus gefunden hat. Er hat also das Ersatzteil erneut getauscht. Die neuere Version ist aus anderem Material und die Metallspange, die den Riemen zusammenhält, ist größer. Ich bin ja mal gespannt, was die Firma mir dafür auf die Uhr schreibt … Aber das Wichtigste: Ich kann wieder kopieren und das Ding piept nicht mehr ständig.

Fontane und ich waren heute beim Agility. Es waren keine (Hunde-) Damen außer einer sehr erfahrenen Yorkshire-Lady anwesend, und auf einmal konnte sich der Herr konzentrieren und 20 Hoopers auf Kommando laufen. Hoopers – das sind Bögen, die in einem Gestell stecken und die Hunde laufen drunter durch. Also ich war richtig stolz auf ihn!

Bei unserem Mittagsspaziergang habe ich zwei Mal einen Futterbeutel mit Leckerlis versteckt und Fontane hat ihn gefunden. Bin ich dafür dankbar? Na ja …, es freut mich. Solche Spiele tragen mit dazu bei, dass ich im Hier und Jetzt bin. Und dafür bin ich tatsächlich dankbar.

Zum Mittagessen gab es heute Sauerbraten, für mich gekocht von meinem Schlachter. Ich käme nicht im Traum auf die Idee, für mich allein Sauerbraten zu machen. Deshalb ist es umso schöner, wenn ihn einer so kocht, wie ich ihn am liebsten mag. Im Nachhinein fällt mir gerade auf: Rotkohl wäre dazu prima gewesen. Schade, dass ich da nicht früher drauf gekommen bin. Aber es hat auch so gereicht.

Das Schönste: Ich habe heute einen ganzen Haufen Rechnungen bezahlt. Und das Geld war da. Obwohl die Gehälter abgegangen und in den vergangenen Wochen heftige Ausgaben zusammengekommen sind, konnte ich alles vom gedeckten Konto begleichen. Das fühlt sich einfach wunderbar an. Und es bleibt sogar noch etwas übrig, um für unser Lager eine Heizung zu bestellen. UND! Ein Freund wird sie für mich anmontieren. Das Leben ist schön!

So long!
Ysabelle

Dankbarkeit 4. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Gestern habe ich sechs Stunden gebügelt. Der Korb türmte sich einen Meter hoch. Zwei Meter entfernt von mir saß meine Schwiegertochter und hat sechs Stunden Lastschrifteinzüge bearbeitet. Ich glaube, ich hatte den besseren Deal …

Sie und mein Sohn sind ja nun schon zwölf Jahre ein Paar, meine Enkeltochter ist sechs Jahre alt. Und mindestens neun Jahre war unser Verhältnis gelinde gesagt kompliziert. Mit den früheren Freundinnen meines Sohnes hatte ich mich stets gut verstanden, mit seiner Frau kriegte ich trotz meines schönsten Bemühens einfach keine Verbindung zustande. Rückblickend spüre ich ganz tiefe Traurigkeit über diese Sprachlosigkeit zwischen uns.
Inzwischen arbeiten wir seit vier Jahren zusammen. Es fing damit an, dass ich jemanden für die Buchhaltung brauchte, zwei Stunden die Woche. Daraus ist inzwischen ein echter Halbtagsjob geworden. In unserer Zusammenarbeit hat es immer wieder ziemlich rumpumpelt. Zugleich waren wir beide immer wieder bereit, Unterstützung anzunehmen. Aktuell genießen wir die Supervision von Kristina Thiede. Ist das wunderbar, jemand anderem die Verantwortung für den Prozess in die Hände zu geben uns sich nur auf die Inhalte zu konzentrieren! Unglaublich, was alles ans Tageslicht kommt, wenn man sich die Zeit nimmt, darauf zu gucken und sich zuzuhören! Ich habe ja in meinem früheren Arbeitsleben ein Team von 30 Leuten und zeitweise genau so vielen freien Mitarbeitern geleitet und immer alles „allein“ versucht zu händeln. Supervision ist in der Medienbranche ein Fremdwort. Anscheinend gibt es so eine Fantasie, dass alle Beteiligten so oberschlau sind, dass sie immer und überall die richtigen Lösungen finden … UND die Belange aller ausreichend im Blick haben … Eine Fiktion, möchte ich sagen.
Ich danke heute meiner Schwiegertochter, dass sie sich immer wieder auf mich und meine Art eingelassen hat. Ich danke ihr für alle Veränderungen in unserem Umgang miteinander. ich danke ihr für all die Momente, in denen sie mich sehen kann, mit meinen Bedürfnissen und mit meiner gelegentlichen Bedürftigkeit.
Ich danke mir, dass ich immer wieder neu versucht habe, mit ihr in Verbindung zu kommen. Ich danke mir für meine Beharrlichkeit und dafür, mich in unserem Verhältnis verletzlich zu zeigen.
Und ich danke der Höheren Macht für alle Unterstützung von oben. Manchmal geht es nicht ohne …
So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 3. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Eben habe ich mir mit dem Hund eine Scheibe Gouda geteilt. Ich saß auf einem kleinen Hocker/Tritt sozusagen auf Augenhöhe und habe von der halben Scheibe kleine Stücke abgerissen und ihm gefüttert. Mit jedem Bissen habe ich ihm gesagt, was er für mein Leben bedeutet. Wie beschenkt ich mich durch seine Anwesenheit fühle, wie er meine Tage bereichert, wie schön es ist, morgens mit ihm eine Runde zu drehen, wie sehr ich es schätze, dass er inzwischen „tauscht“, also Beute gegen Leckerli wieder hergibt … nach dem fünften oder sechsten Brocken liefen die Tränen, ich konnte das Glück körperlich spüren.
Es ist mir ein wichtiges Anliegen, meine Dankbarkeit gegenüber den Menschen auszudrücken, mit denen ich zu tun habe. Dazu zählen meine MitarbeiterInnen, Hunde- und KatzensitterInnen, der Tierarzt und die Bäckereifachverkäuferin, die Mitarbeitende beim Steuerberater oder neulich die Frau bei der Firma, die meine Telefonleitung in Ordnung bringen soll.
In meiner Wahrnehmung erlebe ich nicht viel Dankbarkeit in meinem Umfeld. Gestern erreichte mich eine Mail, die ich als absolute Ausnahme besonders feiern möchte.

deine persönliche Ansprache hat mich sehr berührt. Ich fürchtete schon, so viel von mir zu zeigen. Aber als ich las, dass du mit vielem, von dem, was ich schrieb, im Herzen mitfühlen kannst, brach ich vor meinen kleinen Kindern spontan in Tränen aus. Sie schauten mich ganz erstaunt an und ich erklärte ihnen, wie glücklich es mich gemacht hat, zu hören, dass du mit mir mitschwingen kannst, und dass man auch weinen kann, wenn man glücklich ist.

Das konnte ich so gut nachfühlen, denn ich weine häufiger, weil ich einfach so glücklich bin.

Im Auto habe ich gestern einen unbekannten Anrufer angenommen. Es war ein GFKler, den ich nicht persönlich, sondern nur per Mail kannte. Die Person hatte sich über eine Handlung von mir geärgert und sich entschieden, mich anzurufen, statt mir eine wütende Mail zu schicken. Es dauerte 15 Minuten und wir waren auf dem Weg, wirklich gute Freunde zu werden. Dass so etwas gelingen kann, erfüllt mich mit Freude und Dankbarkeit. Das Rezept: Sich wirklich aufrichtig zuhören. Sich mit dem eigenen Herzen verbinden und mit dem des anderen … Wie wunderbar, dass ich dieses Medikament immer häufiger im Zugriff habe!

So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 2. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Mein Empathie-Buddy hat mir ein Brieflein geschrieben und sich für mein Kommen bedankt. Ein Brieflein im gleichen Miniformat habe ich vorgestern aus dem Kasten gezogen. Es war von meiner langjährig besten Freundin, die ihr Bedauern ausdrückte, dass wir es entgegen ihren Absichtsbekundungen seit Juli nicht geschafft haben, uns zu sehen. Und ein weiterer Brief liegt in der Küche, von einer Freundin, die sich zum Jahreswechsel 2014 von mir abgewandt hatte, weil sie der Ansicht war, ich hätte nicht genug Zeit für unsere Freundschaft. Im August diesen Jahres klopfte sie wieder an meine Tür …
Seit mindestens vier Jahren liegt hier bei mir im Arbeitszimmer der Brief eines jungen GFK-Freundes, den er mir damals zu Weihnachten schrieb. Darin bedankt er sich für unsere Verbindung und unsere Freundschaft. Handgeschrieben. Und an der Tür zu meinem Arbeitszimmer hängt ein Gedicht, das eine Freundin/Mitarbeiterin für mich geschrieben hat. Mit dem Computer geschrieben, aber auf unsere Freundschaft gereimt.

Die Brieflein werden wohl – wie die Eintrittskarte vom Spiel St. Pauli gegen Schalke 2011 – an den Kühlschrank wandern. Ich sehe sie nicht jeden Tag, aber immer mal wieder. Genau wie die Karte von meiner Freundin aus Braunschweig, die sie mir zum Geburtstag schenkte: „Du hast die Jahre schön …“

Jede handgeschriebene Nachricht ist für mich ein besonderer Gund zur Dankbarkeit und zur Freude. Da hat sich jemand hingesetzt und an MICH gedacht. Er oder sie hat nicht einfach eine Mail geschickt oder eine WhatsApp-Nachricht. Jemand hat eine Karte ausgesucht und sie von Hand beschrieben. Vielleicht hat er oder sie an diesem Tag auch 20 andere Weihnachtskarten verfasst, aber diese eine ist für mich. Handgeschriebene Nachrichten sind für mich ein Ausdruck von Wertschätzung und Verbindung, sie sagen mir, „Du bist mir wichtig“.
Jedes Feiern eines solchen Geschenks bringt mich auch mit meiner Trauer in Verbindung. Ich möchte auch handgeschriebene Briefe verschicken! Ich möchte auch die Zeit finden, mich hinzusetzen und den Menschen zu schreiben, die meinem Herzen nahe stehen: Meine Freundinnen Wiebe, und Bieke, und Cynthia, und Chricky, und Brita und Kerstin, (mögen mir alle die verzeihen, die hier gerade nicht einzeln aufgeführt sind), und meine Freunde Michael, Peter, Jens, Jürgen, Markus, Gabriel, Siegfried, Thomas, Kai, Christian und all die vielen anderen, die mich seit (vielen) Jahren begleiten. Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert. Vielleicht gelingt es mir ja in diesen Tagen, noch ein paar schöne Karten zu erjagen, und vielleicht finde ich die Zeit zwischendurch, meinen Lieblingsmenschen zu sagen: Ich bin froh, dass es DICH gibt!
So long!

Ysabelle

Dankbarkeit 1. Dezember 2017

Hallo, Welt!
Ich möchte mit Euch den Dankbarkeitsmonat Dezember feiern. Das ist ja bei den Giraffenohren seit Jahren Tradition. Jetzt springen auch andere auf diesen Zug. Unter anderem gab es eine Ausgabe des GFK-Magazins „Empathische Zeit“ zu diesem Thema und gestern entdeckte ich auf Stern online eine Kolumne, in der der Autor zusammentrug, warum man in einer Beziehung Dankbarkeit zeigen sollte. Eigentlich bitter, dass man das noch mal extra sagen muss …
Durch die Gewaltfreie Kommunikation ist die Dankbarkeit wirklich fest in meinem Leben verankert worden. Jedes Seminar, das ich anbiete, endet mit „Feiern und Bedauern“, wobei Feiern für mich auch eine Form der Dankbarkeit ist. Jeden Tag aufs Neue bin ich tatsächlich meinem Hund dankbar, der mein Leben unendlich bereichert. Der Tierarzt frotzelte neulich rum, was Pudel für neurotische Angewohnheiten hätten, und meinte, „ich hab dich ja vorher gefragt, ob du weißt, worauf du dich einlässt, aber du bist ja anscheinend ganz zufrieden …“ Das trifft es nicht. Ich bin glücklich und verliebt. Jeden Tag aufs Neue. Möge uns das Schicksal noch viele gemeinsame Tage gönnen!
Danken ist für mich irgendwie etwas nach außen zu geben, sichtbar zu machen. Gäbe es eine Geste (außer Hand/Hände aufs Herz), wäre es für mich das Halten der geöffneten Hände vor der Brust. Und diese Geste bringt mich zu meiner persönlichen Herausforderung. Danken ist eine Sache. Annehmen eine andere. Und das fällt mir verdammt schwer.
Vor zehn Tagen habe ich in London einen Workshop gegen Spende gegeben. Der Flug kostete 185 Euro, der Hundeurlaub 125 Euro, die Versorgung der Katzen 50 Euro. Obwohl die Teilnehmenden großzügig Geld in den Hut taten, deckten die Einnahmen nicht die Kosten. Ich war trotzdem zufrieden. Die Teilnehmenden können ja nichts dafür, dass ich Hundepension und Katzensitter zahlen muss, und für den Flug reichten die Spenden.
Mein englischer Empathie-Buddy, dessen Geburtstag der Anlass für diesen Workshop war, lenkte mehrmals unsere Unterhaltung auf meine Kosten für diesen Trip. „Ich bin zurzeit finanziell gut gestellt, es fällt mir gerade leicht, dich zu unterstützen und ich würde es gern tun. Lass mich doch deinen Flug bezahlen …“

Es ging nicht.
Irgendetwas bremste mich aus. Am Montagabend – ich hatte gerade eine 3,5-stündige Session auf englisch beim „Empathy Central“ am Leicester Square auf dem Magischen Feld gegeben – haben wir dann intensiver darüber geredet. „Schenke mir dein Annehmen“, sagte mein Freund. Inzwischen hatte er mich so weichgekocht, dass ich nach meinen Gefühlen schaute. Was löste das denn in mir aus, dass er mich so unbedingt beschenken wollte? SCHAM. Ach, guck an! Ich war überrascht. Ein unerfreuliches Konvolut an Glaubenssätzen – vor allem solche, von denen ich dachte, sie seien doch längst bearbeitet – quollen da aus einer Kiste, die ich anscheinend irgendwo vergessen hatte. Ich war ziemlich betroffen, als ich realsierte, dass ein Teil von mir glaubte, ich sei es nicht wert, so ein (großes) Geschenk zu bekommen. „Es steht dir nicht zu.“ „Was glaubst du denn, wer du bist!“ Ganz, ganz leise sagte auch jemand in meinem Kopf, „dafür wirst du bezahlen …“ Eine gruselige Erkenntnis. Kein Wunder, dass ich drei Tage so barsch und ablehnend sein Geschenk zurück gewiesen hatte! Wenn ich so einen Müll heimlich glaubte …

Er wäre nicht der beste Empathie-Buddy der Welt, wenn wir diese Kuh nicht vom Eis gekriegt hätten. Erst mal haben wir gemeinsam die Scham angeguckt und willkommen geheißen. Er hat sie freundlichst gefragt, ob sie viel zu tun hat und ob es denn so klappt mit dem „mich beschützen“ und „mich von Fehlern abhalten, die ich nachher teuer bezahlen muss“. Alles wurde ganz friedlich in mir. Scham meinte dann noch, immerhin sei ich ja eine erwachsene (alte) Frau, die gefälligst für sich selbst sorge solle und dazu in der Lage sein müsse … Manchmal ist es gar nicht so einfach in meiner Haut.
Die vorgeschlagenen Strategien fühlten sich alle nicht behaglich an. Doch dann fiel meinem Empathie-Buddy etwas ein. „Ich war gerade mit meinen Töchtern in Urlaub in Valencia und habe noch einen Haufen Euros, die ich nicht getauscht habe. Wärst du bereit, dieses Geld zu nehmen?“
Jaaaaaaa!!!! Mit diesem Vorschlag konnte ich mich richtig gut anfreunden. Denn wenn er mich besucht, möchte ich immer alles zahlen, weil er ja schon die Reisekosten hat. Und meist lässt er sich das gefallen. Und nun wollte er in seinem Land zu meinem Wohlergehen einen Beitrag leisten und ich zeigte mich so sperrig … Was für ein Lehrstück über Geben und Empfangen! Letzteres möchte ich mehr üben. Vielleicht fällt mir dazu in den kommenden Wochen noch mehr auf. Dann werde ich darüber berichten.

So long!

Ysabelle

With a little help from my friends …

Hallo, Welt!
Mein Küchentisch ist leer.
Wer schon öfter bei mir war, weiß dass sich dort gern Berge mit „Zu erledigen“ türmen. Das Sammelsurium reicht von wichtigen Zeitungsausschnitten, Werbeangeboten für bedruckte Kugelschreiber, Rechnungen, Standmitteilungen von Versicherungen sowie 1,8 Trillionen Dingen, die alle noch abschließend angeguckt und eingeordnet werden möchten. Vor einiger Zeit habe ich vor diesen Bergen kapituliert.

In einem Buch von Karen Kingston, wahrscheinlich „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags: Richtig ausmisten – Gerümpelfrei bleiben“ oder in Sandra Feltons „Im Chaos bin ich Königin“ (sehr zu empfehlen) fand ich den Tipp mit dem Clutter Buddy“. Der Gedanke ist, mit jemandem gemeinsam auszumisten, sich nicht allein an diese Sisyphos-Arbeit zu machen. Wie jede anständige Kapitulation im Sinne der 12 Schritte setzt es voraus, dass man realisiert, dass man machtlos ist und etwas allein nicht schafft. Dann geht es darum, eine Strategie zu finden, mit der man das Problem bewältigen kann.

Meine Strategie war, eine Kollegin zu fragen, ob sie mich unterstützen kann.
Gestern um neun Uhr morgens stand Susanne vor der Tür. Als sie um 16.21 Uhr ging, war der Küchentisch leer. Ysabelle Wolfe Aktenberge Heute Morgen ist es auch mein Schreibtisch.Wir haben 19 Ordner bewegt, Sachen abgeheftet, vorsortiert, geschreddert, weggeworfen, abgeheftet. Wir waren genüsslich Mittag essen und haben anregende Gespräche geführt. Es war ein toller Tag. Ich bin mit Scham, Angst und Erleichterung unterwegs gewesen. Es war total schön, abends die Ordner wieder in die Schränke zu räumen und einen letzten Ordner komplett durchzuschreddern, bis auch nicht ein Arztbericht oder ein Brief übrig war.

Aus Susannes Feedback habe ich über mich gelernt: Ich bin schnell. Ich kann gut Entscheidungen treffen. Ich habe eine sehr gute Grundordnung, denn ich wusste genau, was in welchen Ordner kommt. Und es braucht einfach ZEIT, diese Dinge zu machen, und Zeit ist oft knapp bei mir. Darin liegt keine Nachlässigkeit und kein Verschulden, Tage sind nun mal endlich. Und offensichtlich kann ich gut priorisieren, denn alle wichtigen Sachen sind erledigt, alle Seminare gegeben, alle Rechnungen bezahlt, alle Unterlagen beim Finanzamt. Irgendwas fällt dann hinten runter, und bei mir war es die Ablage.

Gestern Abend hatte ich dann mein übliches Dienstags-Gespräch mit einer A- und GFK-Freundin. Ich erzählte ihr glücklich von meinen Erlebnissen und sie meinte: „ich könnte dich knutschen! Genau so geht es mir auch, aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, mir Hilfe zu organisieren.“
So wurde aus meinem Aufräum-Trip auch gleich noch eine Inspiration für andere, die ich auch hier gern teile. Meine Lektion: Ich muss Dinge nicht allein machen. Es gibt Unterstützung und Wohlwollen für meine Vorhaben. Danke an Susanne, die mich mit viel Einfühlungsvermögen durch den Tag begleitet hat.

So long!

Ysabelle

Wer ist Schuld? Mal wieder …

Hallo, Welt!
Hört denn das nie auf? Heute Morgen fand ich eine Mail einer Freundin, die ein Abo für die Empathische Zeit verschenkt hat und dafür eine Rechnung bekam. Sie schrieb:

Ich staune, dass die Mehrwertsteuer von 7 % auch die Versandmethode betrifft. Ist das wirklich so??
Ist ja ein kaum zählbarer Betrag, aber ich bin (snip) Buchhalterin und immer seeeehr genau und in Sorge, zu viel zu bezahlen.

Der erste Gedanke, blitzartig: Ich bin Schuld. Ne, klar. Wer sonst?
Der zweite Gedanke: Die Shopsoftware ist Schuld. Die Macher bei Epages müssen doch wissen, ob auf Porto Mehrwertsteuer ist oder nicht. Iiiich kann ja nichts dafür.
Der dritte Gedanke: Mein Steuerberater. Seit 14 Monaten bin ich jetzt mehrwertsteuerpflichtig, jeden Monat kriegt der alle Rechnungen, wenn das falsch wäre, hätte der mich doch darauf hinweisen müssen.

Die Gefühle: Besorgt, unsicher, traurig, Scham. Und es fühlt sich „alt“ an. Ich habe etwas falsch gemacht. Na, das kennen wir ja schon.
Das erste Bedürfnis war also diese Schuld loszuwerden. Ich war’s nicht, der/die waren es! Anscheinend gibt es ein Bedürfnis nach grundlegender Gutheit, wie meine buddhistischer Kollege Matthias es nennen würde. OK-sein.
Kennt das jemand außer mir?

Als nächstes kam der Impuls, doch mal zu gucken. Wie ist das denn in echt? Das Netz ist ja voll mit Ratschlägen in jeglicher Hinsicht. Am besten gefiel mir:

Mehrwertsteuer auf Versandkosten (Porto)? Briefmarken, Porto für Pakete usw. werden bei der Post immer (noch) ohne Mehrwertsteuer verkauft. Es wird deshalb häufig gefragt, ob ein Verkäufer, der auf seine Waren Mehrwertsteuer erhebt, auch auf das Porto Mehrwertsteuer erheben muss.

Antwort: Ja, er muss; wenn er kein „Kleinunternehmer“ ist. Beim Versand und auch bei anderen Nebenleistungen gilt für die Umsatzsteuer der Merksatz: „Die Nebenleistungen teilen das Schicksal der Hauptleistung!“

Das Gefühl? Erleichterung.
Erfüllte Bedürfnisse: Achtsamkeit, Wertschätzung und Ehrlichkeit gegenüber meiner Kundschaft, Vertrauen in mich. Dankbarkeit.

Das Schöne war dieses Mal, dass ich all diese Prozesse in einzelnen Schritten wahrnehmen konnte. Die Gedanken, die Gefühle. den Schreck, die Abwehr. Ich stand neben mir und sah mich fühlen und denken.
Das ist aus meiner Sicht ein Grund zu feiern und zu Dankbarkeit. Denn es bedeutet, dass ich an dieser Stelle nicht mehr mit meinen Urteilen verhaftet/verklettet bin. Ja, es gibt ein Urteil. und das Urteil bin nicht ich. Wenn das kein Grund zum Feiern ist!

So long!

Ysabelle

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